.
.
Vom Dschungel ins ewige Eis
.
WOLFHALDEN. Roman Schmid fotografiert aus Leidenschaft. In seinem aktuellen Vortrag berichtet er von seiner Abenteuerreise. Sie führte ihn vom bolivianischen Amazonasbecken bis in die Gewässer der Antarktis. ROMAN HERTLER
.
Plötzlich war ihr Geländewagen, in dem sie die Nacht verbrachten, von zwanzig jungen Männern umzingelt. Fotograf Roman Schmid und seine Reisebegleitung blieben sitzen. Schnell war klar, dass es sich um einen Überfall handelte. Denn in dem Dorf etwas südlich der bolivianischen Andenstadt La Paz leben nur etwa ein Dutzend Indios, die meisten davon eher ältere Personen. Dass diese Männer unvermittelt auftauchten, verhiess nichts Gutes. Sie wirkten aggressiv, teilweise alkoholisiert.
«Wie die Geschichte ausgeht, verrate ich erst an meinem Vortrag», sagt Roman Schmid. Auf seinen Reisen durch die Welt ist der gebürtige Bayer immer auf der Suche nach dem Abenteuer und vor allem nach Sujets für seine Leidenschaft, die Fotografie. Landschaften und Tiere sind es, die er vor die Linse kriegen will.
Orcas, Töff und Geschwüre
Seine letzte Reise führte Schmid in fünfeinhalb Monaten quer durch Südamerika unterhalb des Äquators. Im September 2013 begann er seine Tour. Zunächst bewanderte der passionierte Alpinist die bolivianischen Anden, bevor er ins Amazonasbecken abstieg. Ein siebentägiger Marsch durch das dichte Grün des tropischen Regenwalds brachte ihn ein erstes Mal an seine physischen und psychischen Grenzen. «Überall diese Insekten.» Schmid beendet den Satz nicht, fährt dann aber weiter: «Doch dann bekommt man wieder etwas vor die Kamera, was einem buchstäblich umhaut. Das spornt immer wieder an weiterzumachen.»
Die Augen des Fotografen leuchten, die hochgezogenen Mundwinkel des 45-Jährigen umspielt manchmal etwas bubenhaftes, wenn er erzählt: von den zahlreichen Orcas, Finn- und Buckelwalen etwa, denen er auf dem dreiwöchigem Segeltörn im antarktischen Gewässer begegnete; von riesigen, tieffliegenden Albatrossen auf den Falklandinseln und angriffslustigen Raubmöwen in der Antarktis; vom Flug mit einem motorisierten Paragleiter über die Atacama-Wüste; von Schneestürmen in der patagonischen Eiswüste; von tagelangen Motorradfahrten durch unbewohnte Andenhochebenen; von tropischen Geschwüren; von Müdigkeit und Anstrengung und von der Schönheit der Natur.
In den Bann ziehen
«Zur Fotografie bin ich über meinen Vater gekommen, als ich 14 war. Nach der Abitur liess er sich zum Physiotherapeuten ausbilden – wie seine Eltern vor ihm. Vor zwanzig Jahren kam er in die Schweiz und ist seither im Hotel Heiden angestellt. «Zu dieser Zeit habe ich mir in einer Buchhandlung einen Bildband angesehen. Ich habe mir gedacht: Solche Fotos will ich auch machen. Er ergänzte und erweiterte seine damals noch bescheidene Ausrüstung.
Er professionalisierte auch seine Vortragstechnik: multimediale Präsentations-Software, ein hochauflösender Beamer. Zunächst referierte er vor einer Handvoll Hotelgäste an seinem Arbeitsort, mit der Zeit wuchs der Kreis seines Publikums. Für seinen aktuellen Vortrag «Zwischen Amazonas und Antarktis» weicht Schmid erstmals auf den Kursaal Heiden aus. «Ich möchte den Menschen etwas mitgeben, sie an Orte führen, die sie noch nie gesehen haben», sagt er. So verwendete Roman Schmid in den vergangenen Monaten den Grossteil seiner Freizeit darauf, die über 35 000 Fotos seiner Südamerikareise zu sichten, auszusortieren, zusammenzustellen und eine Show zu komponieren, die die Zuschauer mit Musik, Filmsequenzen und Live-Kommentar in ihren Bann ziehen soll.
–